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BmU-Ziel: Schulentwicklung im Sinne aller Eltern und Kinder (17.11.2015)

Stellungnahme zu einer Umfrage einiger Mitglieder der Stadtschulpflegschaft

Eine von einigen Mitgliedern der Stadtschulpflegschaft, dem Gremium aller Elternvertretungen der Erkrather Schulen, initiierte „Elternbefragung zur Bedarfsermittlung bezüglich der möglichen Errichtung einer Gesamtschule in Erkrath“ hat für Wirbel gesorgt.
Auf der rot-grünen Seite wird die Umfrage dafür herangezogen, dass der Elternwillen deutlich für eine Gesamtschule sei. 

Was steckt dahinter?

Die BmU begrüßt die gut gemeinte Absicht, die Meinung von Eltern einzuholen. Allerdings gibt es zu der vorliegenden Umfrage verschiedene Aspekte zu bedenken.

Wo Stadtschulpflegschaft drauf steht, ist nicht wirklich Stadtschulpflegschaft drin.
Die Befragung trägt gut sichtbar die Überschrift „Stadtschulpflegschaft“, dies lässt vermuten, dass dieses Gremium diese Befragung gemeinsam erarbeitet und beschlossen hat. Dies ist allerdings nicht der Fall, die Entstehung und Durchführung ist in der Stadtschulpflegschaft nicht demokratisch legitimiert worden, auch wenn die Auswertung anderes behauptet. Die Umfrage ist vielmehr die Aktion einiger Vertreter gewesen, m.E. von Vertretern aus drei Grundschulen. Vielen Elternvertretern war selbst der Text der Umfrage nicht bekannt gemacht worden. Dass die Grünen, die Aufnahme des Tagesordnungspunktes für den Schulausschuss „Vorstellung der Elternumfrage“ beantragt und auf ihrer Homepage die Umfrage lobend hervorgehoben haben, obwohl sie über das undemokratische Prozedere informiert waren, lässt einen nachdenken. Weisen sie doch sonst gerne bei anderen Themen und Vorgängen auf Verfahrensfehler hin.

Die Gestaltung der Befragung zeigt viele Mängel auf.
Der einleitende Text bezieht sich einseitig nur auf das Thema Gesamtschule. Die anderen Schulformen mit ihren Möglichkeiten in der Schullaufbahn (auch über Hauptschule und Realschule kann man die Fachoberschulreife mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe erwerben) werden nicht erläutert, dies wäre fairerweise und transparenterweise nur folgerichtig. Selbst die Sekundarschule wird überhaupt nicht erwähnt, die wie die Gesamtschule eine Schulform des längeren gemeinsamen Lernens darstellt. Unwissenheit oder Kalkül?

Der dem Fragebogen beigefügte Informationstext ist mehrfach fehlerhaft:

  • Dort wird geschrieben, dass es keine politische Mehrheit für eine Elternbefragung gäbe. Das suggeriert, dass CDU und BmU den Elternwillen ignorieren würden. Hier müsste aber ehrlicherweise erläutert werden, dass eine offizielle Elternbefragung durch die Stadt bindenden Charakter hätte. Bei anzunehmenden 350 Schülern für die weiterführenden Schulen würden 70 Stimmen für eine Sekundarschule oder 100 Wünsche für eine Gesamtschule die Stadt automatisch zwingen, diese einzurichten, auch wenn die Gesamtmehrheit andere Schulformen bevorzugen würde. Eine solche Umfrage lehnt die BmU zum jetzigen Zeitpunkt ab, vorher muss der Schulentwicklungsplan gutachterlich weitergeschrieben werden (wie für 2016 sowieso geplant) und die Politik dann grundlegende Überlegungen anstellen, um dann ggf. wie üblich die Eltern der Zweit- und Drittklässler zu befragen.
  • Die Beachtung des Datenschutzes und die Zielführung bei mehreren Fragen ist fragwürdig, so werden die Eltern nach ihrer Schulbildung oder der in der Familie gesprochenen Umgangssprache befragt.

  • Die Angaben, dass in einer Gesamtschule die Neigungswahlen ab Klasse 7 begänne und dort ein besonders Ziel die individuelle Förderung sei, lässt wie die Nichterwähnung der Sekundarschulen darauf schließen, dass die Urheber ein veraltetes Wissen zum Thema aufweisen. Der Wahlpflichtunterricht beginnt seit mehr als zehn Jahren in Klasse 6 und die individuelle Förderung haben sich auch alle weiterführenden Schulen zur Aufgabe gemacht. Zudem sind die Hinweise auf den Ganztagesunterricht irritierend. Bieten in Erkrath doch alle Schulformen diesen seit Jahren an.
  • Eine weitere zu steile These ist, dass es an einer Gesamtschule keine „Klassenwiederholungen“ gäbe. Auch dies ist schlichtweg falsch, zwar gibt es bis Klasse 9 keine Versetzung, dennoch wird mitunter eine Wiederholung angeraten. Und in Klasse 9/10 sowie der Oberstufe kommt es dann verstärkt zu Wiederholungen: 1,1% in der Sek I, 3,4% in der Sek II (zum Vergleich: Gym 1,4% bzw. 2,1%).
  • Bezüglich der Konsequenzen einer Errichtung einer Gesamtschule ist dann die Behauptung „damit könnten theoretisch beide Gymnasien und beide Realschulen erhalten bleiben“ grob irreführend. Wie schon vom Gutachter des letzten Schulentwicklungsplanes gesagt und vom Beigeordneten Schwab-Bachmann in der letzten Schulausschusssitzung (Juni 2015) bei Anwesenheit des Vorsitzenden der Stadtschulpflegschaft wiederholt, würde eine Gesamtschule das Aus für die Hauptschule, mindestens eine Realschule und ein Gymnasium bedeuten. Gebäudetechnisch würde dies wohl auf den Standort Hochdahl hinauslaufen. Wider besseren Wissens werden hier die Eltern falsch informiert. Wer eine Gesamtschule fordert, muss fairerweise auch gleichzeitig sagen, welche Schulen er schließen will.
  • Bedauerlich auch, dass die entscheidende Frage des Umfragebogens nach der gewünschten Schulform sehr unpräzise und undifferenziert gestellt wird. Die Eltern haben nur eine Ankreuzmöglichkeit. Hier wird in anderen Umfragen sinnvollerweise differenzierter für jede Schulform abgefragt, ob man sein Kind dort - ganz bestimmt, eher ja, eher nein oder bestimmt nicht - anmelden würde. Oder man fragt je nach Schulempfehlung der Grundschule ab: Je nach Empfehlung für Hauptschule, Realschule bzw. Gymnasium sind hier die Wünsche variierend. Dies bildet die durchgeführte Umfrage nicht ab.

Die Auswertung lässt Informationen vermissen
Interessant ist, dass die für die Umfrage Verantwortlichen, den Mitgliedern des Schulausschusses und der Presse ihre Auswertung inklusive der Befragungsseiten zu Kenntnis gegeben haben. Der von uns massiv kritisierte Einleitungstext wurde allerdings nicht veröffentlicht.
Auch wird in der Auswertung nicht darauf hingewiesen, dass eine Grundschulpflegschaft sich wegen Bedenken bezüglich undemokratischer Entstehung und tendenziöser Gestaltung gegen die Durchführung dieser Aktion an ihrer Schule entschieden hatte. Dies war auch die einzige Schulpflegschaft, die von ihrer Schulleitung um Beratung gebeten worden war.
Die in der Auswertung ausgewiesene Rücklaufquote von 65% ist zudem zu hoch angesetzt, sie muss aufgrund falscher Grunddaten korrigiert werden. In den Grundschulen befinden 1534 Schüler und nicht 1323, somit ist der Rücklauf lediglich 55,8%.

Die Umfrage zeigt gravierende Mängel und das präsentierte „Ergebnis“,
dass immer mehr Eltern für ihr Kind eine Schule des längeren gemeinsamen Lernens wünschen, ist längst bekannt.
Die BmU hat dieses Thema auch schon in ihren vergangenen Programmen thematisiert und dort die Sekundarschule als Option für Erkrath angesprochen.
Die Sekundarschule ist ebenfalls eine Schule des längeren gemeinsamen Lernens, eine Gesamtschule bis Klasse 10, deren Schüler mit Qualifikation dann von der Oberstufe (die an Gymnasien und Gesamtschulen identisch sind) des kooperierenden Gymnasiums aufgenommen würden (werden müssen), also der G9-Weg zum Abi. Leider ist diese Option nur wenigen vertraut und nur "Gesamtschule" bei vielen im Kopf.

Wie geht es nun weiter?
Für 2016 wird ein neuer Schulentwicklungsplan in Auftrag gegeben, der dieser Frage gutachterlich nachgeht. Über die dort erfolgenden Optionen muss dann die Politik entscheiden und dann ggf. die Elternschaft (üblicherweise des 2. und 3. Jahrgangs) befragt werden. Hierzu gehört dann auch eine umfassende, faire und transparente Information der Eltern über alle möglichen Schulformen.
Auch muss über mögliche Kooperationen mit benachbarten Städten gesprochen werden.

BmU-Ziel ist eine Schulpolitik im Sinne möglichst aller Eltern und Schüler. Ein Erhalt des Schulfriedens, keine Kampfabstimmung zwischen Gesamtschule und Gymnasium/ Realschule/ Hauptschule.
Man muss kein Hellseher sein: ein Beschluss für die Schließung eines Gymnasiums würde mit Sicherheit einen Bürgerentscheid hervorrufen, den die Stadt krachend verlieren würde. Eine Lösung für möglichst alle Familien könnte ein kooperativer Weg von einem Gymnasium und einer Sekundarschule in einem Ortsteil sein, vermutlich in Hochdahl. So könnten wir neben allen Schulabschlüssen auch beide gewünschte Wege zum Abitur bieten: den G8-Weg am Gymnasium und das G9-Abi über eine Schule des längeren gemeinsamen Lernens, die Sekundarschule. Zu beachten ist, dass der längere Weg zum G9-Abitur aber auch heute bereits (über Realschule und Hauptschule) existiert, er würde dann durch die Sekundarschule ergänzt bzw. ersetzt. Dabei wäre es wichtig und wünschenswert, dass die bestehenden Schulen der Sekundarstufe I mit in diesen Prozess einbezogen werden.


Die BmU steht für:
Schulfrieden statt Schulkrieg in Erkrath -
Schulentwicklung im Sinne aller Eltern und Kinder


für die BmU-Fraktion
Ernst Eumann und Christian Ritt