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Mehrheit im Rat für den Schulentwicklungsplan und gegen eine "Bedarfsabfrage"

11.07.2017

Zusammen mit der CDU hat die BmU für den Schulentwicklungsplan gestimmt. Zudem wurde der BmU-Antrag gegen Widerstand von Bürgermeister und CDU angenommen, dass die Stadt mit allen benachbarten Trägern Gespräche über eine Kooperation bezüglich Gesamtschulplätze für Erkrather Kinder führen soll.

Nachdem in kürzlich erschienenen Zeitungsartikeln die Position der BmU nur zum Teil wiedergegeben worden ist, möchte ich die Argumentation anfügen.
Obgleich ich gerne und überzeugt Gesamtschullehrer bin, komme ich wie meine BmU-Kollegen aus sachlichen Erwägungen (man vergleiche den aktuellen Schulentwicklungsplan) allerdings zu dem Ergebnis, dass eine Gesamtschulneugründung in Erkrath nicht sinnvoll ist.
Da die BmU aber auch den Wunsch der Eltern, die die Gesamtschule bevorzugen, berücksichtigt, hat sie im Schulausschuss (ASS) den Antrag gestellt, dass die Stadt mit den Trägern von bestehenden und beabsichtigten benachbarten Gesamtschulen Gespräche zu Kooperationen führen soll, damit Erkrather Kinder den gewünschten Platz bekommen können. Dies wurde im ASS bei 3 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen der CDU auch angenommen.

Zum Schulentwicklungsplan im Einzelnen:

Die Gesamtsituation: Die Schullandschaft in Erkrath ist laut Schulentwicklungsplan in Primar- und Sekundarstufe vielfältig und stabil. Erfreulich, dass gerade die Hauptschule Hochdahl und die Realschule Erkrath mehr Anmeldungen verzeichnen konnten und die Anzahl der Auspendler zurückgegangen ist.
Das Schulangebot in Erkrath ist differenziert und in einem hohen Maße durchlässig. Insbesondere die andernorts unbeliebte Hauptschule hat in Hochdahl hervorragende Bedingungen und leistet eine ausgezeichnete Arbeit, so dass in der Tat dort kein Kind zurückgelassen wird. Diese Struktur zu zerschlagen, wäre leichtsinnig und leichtfertig.
Die weiterführenden Schulen in Hochdahl haben sich zur „Bildungslandschaft am Schulzentrum Hochdahl“ zusammengeschlossen. Über die bisherige Kooperation hinaus wird somit die Zusammenarbeit und Durchlässigkeit zwischen Hauptschule, Realschule und Gymnasium weiter erhöht. Man könnte hier eigentlich sogar im Sinne der Gesamtschuldiskussion der 70er Jahre von einer Art kooperativen Gesamtschule sprechen.

Der Schulentwicklungsplan gibt kein schlüssiges Konzept für die Einrichtung einer Gesamtschule in Erkrath. Der Gutachter Bieber sagt selber: „Für die Gründung einer Gesamtschule gibt es keine überzeugende Lösung“.
Daher hält es die BmU zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht für richtig, eine Gesamtschulneugründung in Erkrath anzustreben.

Gegen ein Meinungsbild der Elternschaft (aller Jahrgänge), welches in einer unabhängigen und fairen Abfrage ermittelt würde, hätte die BmU nichts einzuwenden. Die von SPD und Grünen stetig beantragte Bedarfsabfrage müssen wir aber ablehnen, da sie für die Stadt verbindlich wäre. Das hat nichts mit Intoleranz zu tun, sondern ist der gesetzlichen Lage geschuldet: Würden sich von etwa 350 Eltern (der 3. Klässler) nur mindestens 100 für eine Gesamtschule aussprechen, so ist die Stadt verpflichtet diese einzurichten, eine Minderheit könnte über die Mehrheit bestimmen. Folge: mindestens 2 weiterführende Schulen, wenn nicht sogar 4, müssten dafür geschlossen werden. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario wäre, dass die Gesamtschule in einem Ortsteil, das Gymnasium im anderen wäre, die sehr gut arbeitende Hauptschule und mindestens eine Realschule sowie ein Gymnasium würden geschlossen (man vergleiche den SEP). Die Auswahl an Schulen würde drastisch sinken und die Schulwege würden insgesamt deutlich länger. Insgesamt wäre die Neugründung einer Gesamtschule auch laut Gutachter für die Stadt finanziell und organisatorisch aktuell nicht leistbar. Dass SPD und Grüne angesichts von Feuerwehrneubauten, Neubauten von zwei Kitas, Neubau von Wohngebäuden für Geflüchtete, Programm Soziale Stadt (mit dem Neubau der Grundschule Sandheide) usw. hier noch ein Großprojekt anschieben wollen, zeigt fehlenden Realitätssinn.
Unsere Priorität liegt im Schulbereich vielmehr darin, den Sanierungsstau an allen Schulen abzuarbeiten (der Defekt an der überalterten Elektrotechnik der Sechseckschule, der zu einem zweitägigen Unterrichtsausfall führte, sollte Mahnung genug sein) und an den Neubau der GS Sandheide zu gehen.
Außerdem ist es geboten, im Hinblick auf die neue Landesregierung abzuwarten, welche Strukturänderungen definitiv auf den Weg gebracht werden. Die Nachfrage nach Gesamtschule dürfte nicht unwesentlich  abnehmen und die für das Gymnasium zunehmen, wenn wenigstens wieder ein Gymnasium das Abitur nach 9 Jahren anbieten würde.
Und eine Bedarfsabfrage ist aus Sicht der BmU auch nur dann sinnvoll, wenn man den Eltern überzeugende, verantwortbare und ehrliche Varianten zu einer zukünftigen Schullandschaft in Erkrath zur Auswahl geben kann.
Diese jetzt einfach durchzuführen (Grüne, SPD), klingt zwar bürgernah, könnte aber die Schullandschaft per Minderheitenvotum auf den Kopf stellen und würde die Resultate des Schulentwicklungsplanes ignorieren.

Eine Bedarfsabfrage hat übrigens auch die Stadtschulpflegschaft abgelehnt und dieser Beschluss ist von den Elternvertretern der Erkrather Schulen einstimmig gefasst worden. Ihr Vertreter im Ausschuss wandte sich gegen „die Kanibalisierung der Schullandschaft“. Durch eine Gesamtschule in Erkrath gäbe es nicht mehr, sondern durch diverse Schulschließungen weniger Auswahlmöglichkeiten. Auch wies er darauf hin, dass gerade der Elternschaft in den Grundschulen die Konsequenzen einer Gesamtschulgründung nicht klar wären, hier seien auch mehr Informationen über die bestehenden Schulen nötig. Die Eltern wünschen sich ein Zeichen pro Erkrather Schulen, die BmU gibt dieses wie oben beschrieben gerne.

In einem Punkt liegt der RP-Artikel übrigens falsch: Das Thema Gesamtschule in Erkrath ist nicht „vom Tisch“ und endgültig beschieden. Es wird uns in Erkrath sicher auch weiterhin beschäftigen.