2008: Kinderschutz und Familienhilfe von Anfang an

Nach Initiative der BmU erhalten Neugeborene und ihre Eltern demnächst ein Willkommenspräsent sowie falls gewünscht Besuch von einem städtischen Mitarbeiter. Dormagen hat ein erfolgreiches Programm zur Begleitung junger Familien entwickelt, das nun auch in Erkrath umgesetzt werden soll.


Antrag (Januar 2008)

Kinderschutz und Familienhilfe von Anfang an

Nicht wegen der Aktualität sondern als wesentlicher Teil eines sozialpolitischen Gesamtkonzeptes in Erkrath möchte die BmU-Fraktion ein langfristiges Konzept unter dem Motto "Kinderschutz und Familienhilfe von Anfang an" anregen.

Städte wie Dormagen und Senftenberg haben Modelle entwickelt, wie Familien von Geburt des Kindes an unterstützt werden können.

In Dormagen erhalten die Eltern einen Gratulationsbrief des Bürgermeister, der den Besuch eines Mitarbeiters ankündigt. Ein Sozialarbeiter besucht dann die Familie und überreicht einen Ringordner "Willkommen im Leben", der u.a. Informationen zur Babypflege, wichtige Adressen, Gutscheine für Schwimmbad, Musikschule, ÖPNV o.a. sowie die Anträge für Kinder- bzw. Elterngeld enthält. Die Rückmeldungen der Familien sind positiv.

Es geht dabei weniger um die in der Öffentlichkeit diskutierten Kontrollbesuche, sondern eher darum, dass ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wird und die Familien im Problemfall einen Ansprechpartner haben. In Dormagen wurde bislang die Erfahrung gemacht, dass etwa in 30% der Fälle ein weiterer Beratungsbedarf besteht. In einigen Fällen konnte so die Familienhilfe deutlich früher tätig werden. Das Babybegrüßungsprogramm ist ein Teil eines komplexen Präventionskatalogs der Kinder- und Jugendhilfe, der bereits vor 12 Jahren auf den Weg gebracht wurde. Hierbei sind alle, die mit Kindern zu tun haben, eingebunden: Hebammen, Ärzte, Erzieher, Jugendleiter, Lehrer u.a.. Die Erfahrungen der Beteiligten wurden im "Dormagener Qualitätskatalog für Jugendhilfe" gesammelt.

In Senftenberg wurde ein Netzwerk „Gesunde Kinder“ aufgebaut, junge Familien werden hier durch ehrenamtliche Paten betreut, die beratend zur Seite stehen: zur Entwicklung des Kindes und zur Vermittlung von weiteren Hilfen. Die Paten begleiten die Familie über 3 Jahre mit etwa 10 Besuchen. Allen Familien soll geholfen werden, einerseits um nicht nur bestimmte Familien zu stigmatisieren, andererseits um nicht erst tätig zu werden, wenn Familien überfordert sind.

Die Familien werden während der Schwangerschaft von Gynäkologen, in Familienberatungsstellen und in der Entbindungsklinik angesprochen. Die Eltern verpflichten sich, ihr Kind regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen zu bringen und mindestens eine Veranstaltung der Elternakademie zu besuchen. Ein Pate hat zuvor eine Fortbildung gemacht, betreut etwa 1-4 Familien und erhält nur Telefon-/ Fahrtkosten erstattet.

Beide Modelle setzen auf frühe Hilfen, Investitionen hier helfen, wesentlich höhere Folgekosten zu reduzieren.

Daher stellt die BmU-Fraktion folgenden Antrag:

Der Ausschuss beauftragt die Verwaltung, sich näher über die Modelle Dormagen bzw. Senftenberg zu informieren und zu prüfen, inwieweit und unter welchen (organisatorischen und finanziellen) Umständen diese in Erkrath umgesetzt werden können. Und dies in der nächsten Sitzung dem SozA zur Beratung vorzulegen.