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November 2007: Zur Umbenennung des Kreises Mettmann in Neandertal-Kreis Mettmann

Der Kreistag hat von seiner Absicht Abstand genommen, den Kreis Mettmann in Neandertal-Kreis Mettmann umzubenennen.

Der öffentliche Druck dagegen war glücklicherweise stark genug. - Lesen Sie hier noch einmal die Gedanken von Bernhard Osterwind:

Der Antrag zur Kreistagssitzung 62/06 KT am 14.12.2006 erinnert mich sehr an die Diskussionen 1972/73 und 1974, die Stadt Erkrath aus Anlass der kommunalen Gebietsreform in Neanderstadt oder Neandertalstadt umzubenennen. (Wir haben in Erkrath ein Neandertal Gymnasium, das läge dann im Neandertal - Kreis Mettmann aber nicht in Mettmann.)

Man kann den Antragstellern nicht vorwerfen, dass sie nicht sorgfältig mit der Kostenfrage umgehen würden. Die Motivation, das Kreisbewußtsein zu stärken, ist ja auch unser Anliegen. Bei aller Konzentration das Kostenargument zu entkräften, kommt die Argumentation "Warum eigentlich?" in der Vorlage zu kurz.

Da steht nur: Das Neandertal ist als Fundort des Neandertalers weltweit bekannt. Eine Änderung des Namens fördere die Identifikation mit dem Kreis, erhöht den Bekanntheitsgrad und macht ihn unverwechselbar. Es folgt der Bezug zum Radio Neandertal.

Hier 10 Aspekte zur Diskussion für die Kreistagsfraktion

  1. Das Neandertal ist als Fundort des Neandertalers weltweit bekannt. Meine Stellungnahme: nicht der Fundort ist weltweit bekannt, sondern der Neandertaler. Im Gegensatz zum Rhein-Kreis Neuss ist mit dem Neandertal weltweit keine geographische Assoziation verbunden. Also wird nicht das Talsondern der Neandertaler assoziiert. Bis zur Namensänderung wird es dem Museum und seinen Pädagogen mit ihrem Bildungsauftrag nicht weltweit gelingen, die damit verknüpfte Assoziation: primitiv, ausgestorben auszutilgen. Auch wenn dies ein noch so unwissenschaftliches Vorurteil ist.

  2. Mit der Namensänderung werden wir tatsächlich bekannter werden - Einige werden herzhaft lachen (und der Motivation der Antragsteller m.E. durchaus Unrecht tun)und sich so eine Meinung über "die Neandertaler" bilden.

  3. Ein Vorteil ist auch, dass das Neanderthal-Museum (auch weltweit bekannt?) mit der Namensänderung des Kreises eine durchaus erwünschte Aufwertung erfährt. Da hätten wir mit dem Vorteil dann das Problem der Rechtschreibung importiert. Das Museum schreibt sich historisierend Neanderthal-Museum, der Kreis aber: Neandertal-Kreis.

  4. Der Neandertaler ist nach dem Fundort Neandertal benannt, welches wiederum selbst nach dem -ebenfalls durch seine Kirchenlieder weltberühmten - Joachim Neander benannt ist. Da wÜrde ich als Religionslehrer lieber im Neander-Kreis denn als Biologie- und Geographielehrer im Neandertal-Kreis leben. Bei allen Christen und vor allem protestantischen Christen ist Neander als Kirchenlieddichter: "Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" auch weltweit bekannt. Die Konsequenz, Neander-Kreis Mettmann (assoziiert wird mit dieser Namenswurzel auch das Neandertal und der Neandertaler)zu wählen, würde sicher abgelehnt werden, da in unserer Gesellschaft die christlichen Grundwerte zwar in letzter Zeit wieder in Reden und Schriften zitiert aber in der Breite weder zu leben versucht wird, noch auch in den häufigsten Fällen nur benannt werden können.

  5. Der Name: Kreis Mettmann hat 14 Anschläge, der Name Neandertal-Kreis Mettmann 25 Anschläge. Das hat viele praktische Konsequenzen: Will ich diesen Text z.B. auf die vorhandenen Ortsschilder (man denke auch an die Aufkleber z.B. der Polizeifahrzeuge aus dem Kreis oder die Behördenschilder usw.) mit Folie kleben, dann muss die Schriftgröße so klein werden, dass dem vorüberfahrenden Fahrer der Name noch weniger auffällt. (Macht doch nichts? Merke: Das Ziel war eigentlich, die Identifikation zu erhöhen). Weiterhin ist es in der täglichen Verwaltungspraxis einfach zeitraubender einen derartig langen Kunstnamen zu verwenden oder in der Telefonzentrale auszusprechen.

  6. Neandertal-Kreis Mettmann ist eines dieser Bindestrichnamen wie Müller-Lüdenscheid, denen es mit einem fesselartigen Bindestrich künstlich gelingt, semantisch Unzusammenhängendes zusammenzubinden. "Mettmann" hoppelt wie ein nicht so richtig dazugehörendes Anhängsel hinterher. Wer beantwortet die Frage nach dem Spezifikum eines Neandertal-Kreises? Aus der Formulierung kann der Erstleser wohlwollend interpretieren (Oberbegriff zuerst), der Kreis läge im Neandertal (schon wieder falsch gedacht). Assoziieren kann der anzusprechende Weltbürger (der es dann mit den zwei fehlenden Buchstaben nicht so genau nimmt)auch ein Lagerfeuer und im Kreis sitzende Neandertaler. Was ist ein Neandertal-Kreis? Für den nicht in der Verwaltungssprache geübten Menschen (und es sollen ja die Normalbürger - sogar weltweit - angesprochen werden,) ist ein Tal nie ein Kreis. Das Wort wird so zum typischen Kunstbegriff, dessen Künstlichkeit eher sperrig für eine Identifikation ist. Wenn schon dann konsequent: Kreis Neandertal, ohne Bindestrich und Anhängsel.

    Das Wort Mettmann muss offenkundig hinterstolpern, damit aus Kostengründen das Nummernschild beibehalten werden kann. (Wieso Kostengründe? Bei der Gebietsreform wurden die neuen KFZ Kennzeichen nicht ausgetauscht, sondern verloren einfach ihre Gültigkeit mit der Abmeldung des Fahrzeuges. Der Behördenaufwand dürfte dabei allerdings trotzdem bemerkenswert hoch sein.) Insgesamt verliert Mettmann als Kreisstadt die dominierende Stellung im Kreisnamen und teilt sie zumindest mit Neandertal. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann dieser Kreis dann auch konsequent in Kreis Neandertal umbenannt wird.

  7. Der Süden und der Norden des Kreises wird sich weniger mit dem Neandertal identifizieren. Gegenaspekte: Immerhin ist ein Vorteil des neuen Namens: das Neandertal liegt in der Kreismitte! Da spricht dann wieder mehr für den klaren Weg: Kreis Neandertal. (vgl: Radio Neandertal (Oberbegriff zuerst), und nicht altertümlich Neandertal Radio - merke: ohne Bindestrich - / wie Norddeich Radio -merke: ohne Bindestrich -).

  8. Mit ME verbindet man nur noch "Neandertal-Kreis Mettmann" wenn man eine Gebrauchsanweisung zusätzlich erhält. Die Abkürzungen setzen sich in der Regel aus den führenden Anlauten der Namen zusammen und nicht aus zwei Buchstaben des letzten (!) Wortes. Das (wenn auch geringe) bisherige Bekanntheitsniveau der Marke Kreis Mettmann wird mit dem neuen Namen zum Teil aufgegeben. Alte Imagekampagnen "Love ME" werden in ihrer Wirkung (falls sie eine hatten) herabgesetzt.

  9. Muss man eine Verwaltungseinheit wie den Kreis eigentlich wie ein Waschmittel "verkaufen"? Vieles spricht nach Meinung der heutigen Medienwelt - die ganu daran selbst am meisten verdient - dafür. Aber warum kann man in der nüchternen Sachlichkeit der Bezeichnung Kreis Mettmann und dem Altgewohnten nicht mehr erkennen, dass "Kreis Mettmann" bereits eine recht gute Marke ist? Dass sie weitgehend unbekannt ist, liegt nicht unbedingt an dem Namen. Das teilt sie mit allen Verwaltungskreisen, ein Problem das nur die kreisfreien Städte nicht haben.

  10. Gib es im Kreis nicht wichtigere Themen (ARGE, Verschuldung unserer Kommunen...), die vor dem Imageproblem zu bearbeiten sind? Wenn wir bei den Sachthemen (noch?) mehr Erfolge hätten, dann hätten wir auch kein Imageproblem mehr.

Meine persönliche Empfehlung ist zur Zeit:

Priorität 1: Beibehaltung des alten Namens Kreis Mettmann

Priorität 2 nach dem Motto:" Wenn schon, dann konsequent und klar": Kreis Neandertal

und für die letzte Variante "Neandertal-Kreis Mettmann" wünsche ich mir noch mindestens 10 neue gute Gründe zu hören.

Bernhard Osterwind