Auszug aus dem Programm 2025: Klimaschutz und Biodiversität

Der Klimawandel wird uns schneller, härter und teurer treffen als bisher angenommen. Wertvolle Ökosysteme, die unwiederbringlich verloren gehen, verschwinden – mit ihnen essenzielle Ökosystemleistungen wie saubere Luft, sauberes Wasser und fruchtbare Böden für die Landwirtschaft.

Ein durchdachtes Konzept für Klimaschutz und Klimaanpassungsmanagement ist daher nicht nur Umweltschutz, sondern auch eine dringend notwendige Maßnahme zur Katastrophenvorsorge und langfristigen Kosteneinsparung.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Hitzewellen künftig häufiger auftreten werden. Die Politik muss daraus endlich Konsequenzen ziehen, um Schäden und hohe Anpassungskosten zu vermeiden. Jeder investierte Euro in Prävention spart in Zukunft ein Vielfaches an Wiederherstellungs- und Schadenskosten.

Deshalb setzen wir uns für eine Nachhaltigkeitssatzung ein, die langfristig in Klimaschutz und Biodiversität investiert, unsere Stadt widerstandsfähig gegenüber zukünftigen Herausforderungen macht und gleichzeitig wirtschaftliche Schäden minimiert. Unser Ziel für die nächsten fünf Jahre ist die Einführung einer Nachhaltigkeitssatzung mit gesicherter Finanzierung – eine Investition, die Umwelt und Haushalt gleichermaßen entlastet. Erkraths Nachhaltigkeitssatzung im Bereich Ökologie soll deutlich verbessert werden.

Ein Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung ist unser Antrag für das Gewerbegebiet Neanderhöhe. Wir haben dort bewusst nur einen kleinen Teil der Fläche für Gewerbe freigegeben, während die Freifläche im Norden ökologisch aufgewertet wird. Auf unseren Antrag darf auch dort kein Glyphosat mehr gespritzt werden. Trotzdem werden von solchen Flächen erhebliche negative Auswirkungen auf das Naturschutzgebiet Neandertal ausgehen. Insgesamt haben wir durchgesetzt, dass städtische Ackerflächen nicht mehr mit Glyphosat gespritzt werden. Wissenschaftliche Studien zeigen aber, dass intensive Landwirtschaft auch ohne Glyphosat sogar in Naturschutzgebieten das Arten- und Insektensterben beschleunigt.  Auf dem Gewerbeanteil der Neanderhöhe werden Hecken zur Biotopvernetzung und Pflanzgebote z.B. für Bäume sowie ein Lichtkonzept dafür sorgen, dass von ihm weniger schädliche Emissionen ausgehen als vorher von der konventionellen Landwirtschaft.  Hinzu kommen nach Möglichkeit Rigolen, die ebenfalls ein noch besseres Regenwassermanagement ermöglichen als beim konventionellen Ackerbau auf dem Lössboden. Hinzu kommen weit über das notwendige Maß hinausgehende Ausgleichsmaßnahmen.

Die Akzeptanz zum Thema Klimaanpassung im Rat und bei der Stadtverwaltung ändert sich bereits und es findet ein Umdenken statt. Durch einen Antrag der BmU im Fachausschuss Umwelt und Planung wurde der Bauträger Catella für die Bebauung Wimmersberg durch Mehrheitsbeschluss dazu verpflichtet, bodengebundene Fassadenbegrünungen mittels Rankgitter an der Straßenseite zur Schlüterstraße vorzusehen, um die Hitzeentwicklung an der Fassade und den Rückstrahleffekt an die Umgebung zu minimieren.

Um die Natur langfristig zu schützen, wird auf der Neanderhöhe anstelle von intensiv bearbeiteten Ackerflächen ein 15 Meter breiter Streifen mit artenreichen Hecken als Biotopverbund angelegt. Weitere Maßnahmen wie Dach- und Fassadenbegrünungen, Photovoltaikanlagen und Regenwasserspeicherung sorgen dafür, dass selbst in Trockenperioden eine ausreichende Wasserversorgung für die Vegetation gewährleistet ist. Auch die Pflanzung klimaresilienter, heimischer Bäume trägt zur ökologischen Verantwortung bei.

Neben der Bewahrung von Kleinklima-Gebieten setzen wir uns für Blühwiesen und die naturnahe Nutzung ehemaliger Steingärten ein. Der Schutz der Feuchtwiesen in Bruchhausen zeigt, dass konsequentes ökologisches Engagement Wirkung zeigt – er geht maßgeblich auf die Arbeit der Gründergeneration der BmU von 1988 zurück. Auch der Bereich „Kleines Bruchhaus“ sollte aus unserer Sicht nicht bebaut werden.

Bei der Nutzung von Flächen zur Erzeugung regenerativer Energien müssen Artenschutzmaßnahmen berücksichtigt und Versiegelungen minimiert werden. Unser schon seit Längerem vorgetragener Vorschlag ist es, Parkplätze und Straßen mit Photovoltaikanlagen zu überdachen, um regenerative Energie effizient zu nutzen. In diese Anregungen binden wir auch die Errichtung von PV-Fassaden und PV-Anlagen an Lärmschutzwänden ein.

Zudem setzen wir uns für energieeinsparende Maßnahmen, die rasche Dekarbonisierung der Fernwärme (bereits 2019 haben wir die Prüfung der Tiefengeothermie angeregt) sowie eine Verbesserung des ÖPNV und der Radinfrastruktur ein – ohne ideologische Konflikte gegen das Auto.

Ein weiteres Beispiel für unser Engagement ist die Schaffung von Mikrowäldern auf ungenutzten Friedhofsflächen. Diese könnten nicht nur zur CO₂-Speicherung beitragen, sondern auch die Biodiversität fördern. Ebenso setzen wir auf Maßnahmen wie intensive Dachbegrünungen, Biodiversitätsdächer und die Pflanzung klimaresilienter und gleichermaßen ökologisch wertvoller Bäume als Hochwasserschutz.

Die Biodiversitätsstrategie fordert eine stärkere Verknüpfung von Stadtplanung und Biodiversitätszielen. In der Praxis bedeutet das, dass Städte und Gemeinden, wie auch Erkrath, ihre Planungen an die Anforderungen der NBS 2030 anpassen sollten. Dabei ist es wichtig, die Förderung der Biodiversität und eine nachhaltige städtische Entwicklung in die Bauleitplanung und Bebauungspläne einzubeziehen. Alle Planungen und Bauvorhaben müssen daraufhin überprüft werden, ob sie mit den Anpassungszielen von Kommune und Bund vereinbar sind. Bestehende Gebäude und öffentliche Flächen sollten auf ihre Eignung für biodiversitätsfördernde Maßnahmen wie z.B. Fassadenbegrünungen, Lichtverschmutzungsreduktion und Regenwassernutzung hin untersucht werden. Auch bei Neubauten, Erweiterungen und Sanierungen müssen biodiversitätsfreundliche Standards berücksichtigt werden. Deshalb setzen wir uns für eine Überarbeitung der Bauleitplanung und Bebauungspläne in Bezug auf Klimaschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit ein, um eine ökologischere und klimaangepasste Stadtentwicklung zu gewährleisten.

Die BmU hat eine Checkliste für eine klimaschützende und klimaangepasste Bauleitplanung vorgelegt. Diese Liste ist vom Fachausschuss im April 2025 fast einstimmig angenommen worden. Weitere Verbesserungsvorschläge gab es nicht.

Wir setzen außerdem auf die Umstellung bestehender Beleuchtungsanlagen auf energieeffiziente und biodiversitätsfreundliche Technologien. Eine Beleuchtungssatzung sowie textliche Festlegungen zur Reduzierung von Lichtverschmutzung gemäß der NBS 2030, Handlungsfeld 15.4, sind derzeit in Vorbereitung und sollen Ende des Jahres vorgestellt werden. Durch die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen erwarten wir erhebliche Energieeinsparungen im Bereich der Straßen- und Wegebeleuchtung. Auf unsere Initiative hin bereitet die Stadt aktuell eine Aufklärungskampagne zum Thema verantwortungsbewusste Beleuchtung vor, die bald der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Erschreckend, dass der Igelbestand in Deutschland in den letzten 10 Jahren sich halbiert hat und der Insektenfresser bald auf der Roten Liste geführt werden muss. Die BmU hat hier eine Aufklärungskampagne durchgesetzt und von ihr ging das kreisweite Verbot aus, nachts Mähroboter laufen zu lassen.

Ein wichtiger Fortschritt ist die im Februar erfolgte Mitgliedschaft Erkraths im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“, die auf unsere erneute Initiative hin zustande kam. Dadurch erhält Erkrath Zugang zu wertvollen Erfahrungen und bewährten Maßnahmen von über 480 Kommunen – bei minimalem finanziellem Aufwand.

Die Stadtwerke Erkrath sollten ebenfalls einbezogen werden. Im Rahmen der Nationalen Biodiversitätsstrategie plant die Bundesregierung bis 2030, den Wert des Naturkapitals – also Ökosysteme und ihre Leistungen – stärker in der jährlichen Wirtschaftsberichterstattung sowie in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen zu berücksichtigen. Auch bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen durch öffentliche Unternehmen sollen Biodiversitätskriterien in geeigneten Fällen berücksichtigt werden, um der Wirtschaft wichtige Signale zu senden.

Diese Vorgaben zielen darauf ab, nachhaltige Unternehmen bei öffentlichen Vergaben zu fördern und die Integration von Biodiversität in Geschäftsmodelle zu unterstützen. Zusätzlich sollen Nachhaltigkeitsrisiken in die Kreditratings großer Ratingagenturen einfließen. Städte und Unternehmen, die Biodiversitätsmaßnahmen  umsetzen, könnten dadurch langfristig bessere Kreditkonditionen erhalten. Nachhaltige Investitionen in Ökosystemleistungen werden künftig als Risikominderung in Finanzratings positiv bewertet.

Erkrath muss jetzt handeln und die Grundlagen für eine zukunftsfähige Wirtschaft schaffen. Wer frühzeitig in Biodiversität und nachhaltige Stadtentwicklung investiert, profitiert sowohl ökologisch als auch finanziell. Erkrath und ansässige Unternehmen können als Vorreiter zeigen, wie sich eine Stadt erfolgreich auf kommende Herausforderungen einstellt. Wir unterstützen Stadt und Bürger aktiv dabei, diese Chancen zu nutzen und gemeinsam eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt 2030 (NBS 2030) betont die Bedeutung früher Investitionen in Biodiversität und nachhaltige Stadtentwicklung. Im Handlungsfeld 11 Städte und Siedlungen wird hervorgehoben, dass Maßnahmen wie die Schaffung von Grünflächen, die Begrünung von Dächern und Fassaden sowie die Förderung der biologischen Vielfalt langfristig Kosten senken. Sie reduzieren Hitzeinseln, verbessern das Mikroklima und steigern die Lebensqualität.

Zudem unterstreicht die NBS 2030 die Rolle von Unternehmen bei der Integration von Biodiversitätsaspekten in ihre Geschäftsmodelle. Nachhaltige Praktiken tragen nicht nur zum Schutz der Natur bei, sondern bieten auch wirtschaftliche Vorteile, etwa durch neue Marktchancen und eine höhere Wettbewerbsfähigkeit.

Durch unsere aktive Unterstützung von Stadt und Bürgern können diese Chancen genutzt werden, um gemeinsam eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Zur Erhöhung der Recyclingquote haben wir angeregt, die Gelbe Tonne in eine Wertstofftonne umzuwandeln.

Aufgeständerte Photovoltaikanlagen über Parkplätzen und Straßen (wunderbare Südlage der L 403) hat die BmU bereits vor einigen Jahren, z.B. beim Parkplatz Bismarckstraße, angeregt. Wir freuen uns, dass nun auch eine weitere große Fraktion dieses Thema entdeckt hat. Wir bleiben dran.

Grüne Städte mit Wohlfühlcharakter

Städte mit viel Grün sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern steigern auch die Lebensqualität. Öffentliches und urbanes Grün trägt nachweislich zu mehr Wohlbefinden bei, senkt die Temperaturen in Hitzeperioden, speichert Regenwasser und verbessert die Luftqualität. Erkrath kann zu einer klimaangepassten Stadt werden, die Menschen und Natur gleichermaßen schützt. Das ist dringend, denn der Klimawandel kommt schneller als prognostiziert.

Dazu müssen wir Grünflächen durch entsprechende Oberflächenformen und Artenzusammensetzung anpassen, möglichst entsiegelte Flächen begrünen und Dach- sowie Fassadenbegrünungen vorantreiben. Maßnahmen wie begrünte Innenhöfe und Plätze, schattenspendende Bäume in dicht bebauten Gebieten und bepflanzte Verkehrsinseln helfen, die Stadt vor Überhitzung zu schützen. Gleichzeitig sorgt die gezielte Speicherung von Regenwasser dafür, dass in Trockenzeiten genug Feuchtigkeit für Pflanzen und Stadtbäume vorhanden ist.

Auch innovative Konzepte wie „Schwammstädte“ – bei denen Wasser gezielt gespeichert und langsam abgegeben wird – sind in Erkrath umsetzbar. So schützen wir unsere Stadt vor Starkregen und Wassermangel und machen sie gleichzeitig lebenswerter.

Das gilt auch für die Zwischenspeicherung und Versickerung von Oberflächenwasser. Auf der Neanderhöhe z.B. würde bei Umsetzung der engagierten Pläne mit Rigolen, Heckenpflanzung, Baumpflanzung und Dachbegrünung mehr Niederschlagswasser zurückgehalten als zur Zeit der Ackerbaunutzung, bei welcher der Löss, nachdem er einmal nass war, keinen Wassertropfen mehr durchgelassen hat.

Erkrath hat die Chance, durch proaktive Maßnahmen in Biodiversität und nachhaltige Stadtentwicklung ökologisch und ökonomisch zu profitieren. Die NBS 2030 bietet hierfür einen klaren Rahmen mit konkreten Handlungsempfehlungen.
(Quellen: https://www.bmuv.de/pressemitteilung/gruenere-staedte-fuer-mehr-biologische-vielfalt-und-besseres-klima)

Man kann es nicht verstehen: Überall findet sich Müll in der Landschaft, in den Grünstreifen. Die Verbringer richten Ewigkeitsschäden in unseren Böden an. Das gilt für alle Müllsorten, vor allem auch für die Verseuchung durch Zigarettenkippen, deren Verwitterung (was bei den Kunststofffiltern Jahrtausende dauern kann und Mikroplastik erzeugt) giftige Stoffe, die ebenfalls als Teerprodukte kaum abbaubar sind, unvermeidbar in den Nahrungskreislauf gelangen. Daran sterben Menschen. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern Zeichen unseres Bildungsnotstandes.

Auf Antrag der BmU wird 2028 erneut der Bürgerantrag vorgelegt, eine Verpackungssteuer zur Müllverhinderung einzuführen. Auch die Verkäufer von Mitnahmespeisen und -getränken sind bis dahin aufgerufen, durch Mehrweggebinde diese Maßnahme bis dahin überflüssig zu machen. Gelingt das nicht, wird selbst die Pommes teurer.